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Gekaufte Siege

Der Bundesligaskandal 1971

Buch und Regie Ute Bönnen und Gerald Endres
Kamera Friedemann Rehse
Schnitt Gabi Seelis
Redaktion Jürgen Tomm
Produktion SFB
Erstaustrahlung 2002
Länge 45 min
Inhalt

Am 6. Juni 1971, einen Tag nach den letzten Spielen der Bundesligasaison 70/71 platzte die Bombe. Die Offenbacher Kickers waren abgestiegen, weil Arminia Bielefeld am Vortag mit einem 0:1-Sieg über Hertha doch noch den Bundesligaerhalt geschafft hatte. Jetzt präsentierte Gregorio Canellas, Präsident der Offenbacher Kickers, der Presse Tonbänder von Telefongesprächen, in denen Spieler von Hertha BSC Geld für einen Sieg über Arminia Bielefeld verlangten. Bielefeld hätte schon ein gutes Angebot für eine Niederlage gemacht. Die Öffentlichkeit war geschockt. "Unsere Jungs", die Sportler, Vorbilder der Jugend, Beispiele für ein sauberes, ordentliches Deutschland - die sollten korrupt sein?. Die Sportpresse und der DFB attackierten prompt vor allem Canellas als Schieber und schlechten Verlierer, der jetzt aus Rache den gesamten Fußball in den Dreck ziehe. Doch bald wurde deutlich, dass es sich hier nicht um einen Einzelfall handelte. Arminia Bielefeld hatte noch mehr Siege gekauft. Ein ganzer Sumpf von Schiebungsverhandlungen, heimlichen Geldtransfers und Absprachen in der Bundesliga wurde deutlich.

Die DFB-Oberen versprachen jetzt rückhaltlose Aufklärung und strenge Bestrafung. Die verbandsinterne Gerichtsbarkeit verhängte Sanktionen gegen Vereine, Funktionäre und Spieler. Hart bestraft wurden dabei auch diejenigen, die den Skandal aufgedeckt oder ihre Beteiligung gestanden hatten. Ein neuer Sumpf bildete sich, Leute, die sich vorher gegenseitig beschuldigt hatten, schwiegen nun beharrlich gemeinsam, vor den Verbandgerichten wurde ungestraft gelogen, dass sich die Balken bogen, Zeugen wurden bedroht und gekauft, die Ermittlungen liefen sich schließlich tot, und viele fragwürdige Vorgänge blieben unaufgeklärt. Dennoch erklärten die DFB-Funktionäre die Affäre rechtzeitig vor der Fußballmeisterschaft 1974 für beendet. Ab 1973 wurden in schneller Folge die meisten gesperrten Spieler und Funktionäre begnadigt, die Geschichte kochte allerdings noch einmal hoch, als Schalke-Spieler 1975 wegen Meineids vor einem regulären Strafgericht angeklagt und recht milde bestraft wurden.

Der DFB schuf als Konsequenz aus dem Debakel die 2. Bundesliga. Bis dahin hatte es nur eine Profiliga gegeben. Das hieß, dass ein Abstieg aus der Bundesliga für einen Verein und seine Spieler automatisch katastrophale finanzielle Folgen hatte, und die Angst vor diesem Absturz war das wichtigste Motiv hinter den Spielmanipulationen gewesen. Mit der Umstrukturierung gestanden die DFB-Funktionäre ein, dass Fußball ein Geschäft ist, das nicht mehr nach den Regeln für Amateurkicker gemanaged werden kann.

In dem Film kommen Spieler, Funktionäre, und Fans zu Wort. Sie erzählen, wie und warum damals geschoben wurde, - und wie sich die Fußballwelt dadurch veränderte.