Preußen im Deutschen Reich nach 1871

Preußen -
Chronik eines Staates

"Heil Dir im Siegerkranz"
- Die Zeit des Wilhelminismus
(1871 - 1918)

Buch und Regie Ute Bönnen und Gerald Endres
Kamera Michael Lösche
Schnitt Henry Szelinski
Redaktion Johannes Unger (ORB),
Gudrun Wolter (WDR),
Jürgen Tomm (SFB)
Produktion ORB (federführend), WDR, SFB
Erstaustrahlung 2000 in der ARD
Länge 30 min

Inhalt

Der Film ist der fünfte Teil einer ARD-Serie über die Geschichte Preußens. Er beschreibt einschneidende Änderungen: 1871 erreichte Preußen einen Höhepunkt seiner Geschichte: Nach seinem siegreichen Krieg gegen Frank-reich war Deutschland vereint, der preußische König zum Kaiser proklamiert. Doch damit endete auch die Geschichte Preußens als eigenständiger Staat. Viele preußische Konservative nahmen Bismarck die Reichsgründung übel. Preußischer Patriotismus und deutsches Nationalgefühl waren in den ersten Jahren nach der Reichsgründung noch zwei verschiedene Dinge, schließlich hatten die Konservativen Preußens Eigenständigkeit viele Jahre gegen die das Einigungsstreben der Demokraten, der Revolutionäre von 1848 verteidigt.

In Wirklichkeit hatten die Preußen jetzt das Sagen im gesamten Reich. Schon die pure Größe sicherte ihnen einen großen Einfluss. Dazu kam eine sperrminorität Sperrminorität im Bundesrat. Vor allem aber gab es keine wirkliche Reichsregierung, sondern nur den Reichskanzler, der bis auf kurze Ausnahmen identisch mit dem preußischen Ministerpräsidenten war, und Staatssekretäre, die dem Kanzler unterstanden. Das ganze System war auf Bismarck zugeschneidert. Der Reichstag sollte zwar im Lauf der Jahre an politischer Bedeutung gewinnen, hatte aber wenig wirkliche Macht. Die lag bei der preußischen Bürokratie, dem Kanzler und letztlich beim Kaiser, dem preußischen König.

Der preußische Geist dominierte über Liberalität und bürgerliches Selbstbewusstsein, die damals eher in Süddeutschland zu Hause waren.

Preußen veränderte sich in dieser Zeit, deutlich wurde das vor allem unter Wilhelm II. Das Land war fortschrittlich in Technik und Wissenschaft, politisch und gesellschaftlich jedoch rückständig. Die preußische Elite diente zwar immer noch dem Staat, bediente sich aber gleichzeitig seiner, um ihre Privilegien zu wahren. An die Stelle von Nüchternheit, Bescheidenheit in der persönlichen Lebensführung und zweckgerichtetem Handeln traten Schwadronieren, phantastische Pläne und Protz. Die altpreußische Achtung soldatischer Tugenden schlug um in einen hemmungslosen Militarismus, an dem sich große Teile des Bürgertums und der Arbeiterschaft beteiligten. Alle zivilen Verdienste und Würden galten nicht soviel wie die Leutnantsuniform oder das Reserveoffizierspatent. Der schneidig-schnarrende Militärton wurde zum preußisch-deutschen Markenzeichen.

Nach vielen Jahrzehnten Militärkult ohne Bewährungsmöglichkeit schlidderte das Land 1914 begeistert in den Weltkrieg, der zwar noch nicht zum Ende Preußens führte, doch mit dem verlorenen Krieg und der Revolution ging 1918 die Herrschaft der Hohenzollern unter.

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