RIAS

- Tanzmusik und Kalter Krieg

Buch und Regie Ute Bönnen und Gerald Endres
Kamera Friedemann Rehse
Schnitt Gabi Seelis
Redaktion Rolf Bergmann
Produktion RBB
Erstaustrahlung 2003 im RBB
Länge 45 min
Inhalt:

Mit dem "Drahtfunk im Amerikanischen Sektor" fing es nach dem Krieg an, daraus entstand der "Rundfunk im amerikanischen Sektor", der RIAS. Dieser Sender war viele Jahre die wichtigste tägliche Informationsquelle für die Berliner und die Bewoh-ner der Sowjetisch Besetzten Zone, später der DDR. Der RIAS war ein Radio im geteilten Deutschland, über Zonen- und Sektorengrenzen hinweg, und ein Sender im Kalten Krieg. Anfangs wurde er ausschließlich finanziert von der US Informacion Agency, geleitet wurde er von amerikanischen Direktoren.

Die DDR-Oberen sahen im RIAS einen ihrer schlimmsten Feinde, sie bezeichneten ihn als Agenten- und CIA-Sender. Der RIAS wurde für jeden Widerstand in der DDR verantwortlich gemacht, Kontakte zum RIAS wurden sogar mit der Todesstrafe geahndet, Störsender erschwerten den Empfang, und die Stasi versuchte immer wieder, in die Redaktionen des Senders einzudringen.

Doch der RIAS war mehr als ein Propagandasender. Er setzte auf Glaubwürdigkeit, und das funktioniert nur, wenn auch die eigene Seite kritisiert wird. Vor allem aber war der RIAS mehr als nur eine Informationsquelle: Er war auch eine Unterhaltungssender: Generationen von Kindern in Berlin und der DDR wuchsen auf mit den Sendungen von "Onkel Tobias", Hans Rosenthals Rätselsendungen gehörten in vielen Familien zum Wochenablauf, man lachte zu den Sketchen von Wolfgang Neuss oder den Insulanern, ungezählte Paare schwangen zu den Klängen des RIAS-Tanzorchesters das Tanzbein und später nahmen Generationen von Jugendlichen beim RIAS-Treffpunkt die neue Beat-Musik auf. Kaum ein Sender hat je so eine intensive Hörerbindung erreicht wie der RIAS. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands fiel die rechtliche Grundlage des RIAS als Sender einer Besatzungsmacht weg, und der Programmauftrag war erfüllt. Am 31. Dezember 1993 ging der RIAS im Deutschlandradio auf.

Der Film zeigt die Geschichte dieses ungewöhnlichen Senders. Ehemalige Mitarbeiter, darunter Egon Bahr und Klaus Bölling, erzählen von den Improvisationen der Nachkriegszeit, den abenteuerlichen Jahren des Kalten Krieges und dem alltäglichen Abenteuer des Radiomachens in Berlin. Dazwischen klingen immer wieder Radioerinnerungen durch, Erinnerungen an die Zeiten, als man in Ost und West den RIAS hörte.

Manuskript des Films (←Klick)